Männerturnverein Rheinfelden
Alles im Körper hängt zusammen
In den letzten Jahren ist das Thema Faszien und Faszientraining mehr und mehr in den Fokus gerückt. Doch was ist das überhaupt und warum sind die Faszien so wichtig für einen gesunden Körper?
Wer schon mal eine Orange geschält oder rohes Fleisch zubereitet hat, der hat sicher auch die gelblich-weissen Häute vor Augen. Erst recht diejenigen, welche diese nicht mögen und immer rausschneiden. Diese bindegewebsartigen Strukturen nennt man Faszien. Sie umhüllen und durchdringen wie ein Netzwerk auch im menschlichen Körper ausnahmslos jeden Muskel, Knochen, die Organe und sogar die Nerven. Das ist am Beispiel der Muskeln so zu verstehen, dass nicht nur der Muskel als Ganzes in ein fasziales Netz verpackt ist, sondern jeder einzelne Muskelscrang und jede einzelne Muskelzelle.
ÜBERTRAGENE SPANNUNGEN
Das Faszien-Geflecht formt unseren Körper und ist massgeblich für sein Erscheinungsbild verantwortlich. Es sind zum grössten Teil die Faszien, die den Menschen aufrecht halten. Ohne Faszien verlören die Muskeln ihre Form, die Knochen ihren Halt und die Organe würden im Körperinnern herurnpurzeln. Da alle Faszien untereinander in Verbindung stehen, übertragen sie Spannungen sowie Unbeweglichkeiten in andere Körperteile. Deshalb kann eine verkürzte oder verklebte Wadenfaszie über die Beine einen Zug auf unseren unteren Rücken oder sogar die Schulter ausüben und dort für Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Unbehagen.
EIN UNTERSCHÄTZTES ORGAN
«Faszientraining ist nichts Neues. Den Faszien hat man früher einfach zu wenig Beachtung geschenkt. Man war der Meinung, dass das
nicht viel mehr als eine Sehne oder salopp gesagt irgendein Bindegewebe ist», sagt Florian Schmid, Mitglied Ressort «Fit & Gesund» beim STV und Leiter Hirslanden Training Aarau. Nun wisse man aber, dass sich in den Faszien die grösste Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellen befindet, die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen überschütten. Über diese wirken die Faszien auf unser vegetatives Nervensystem. Deswegen kann man sie auch als ein weiteres Sinnesorgan bezeichnen.
Fasziale Bindegewebe erfüllen ausser der Funktion der Trennung der Muskeln weitere wichtige Aufgaben. So wird auch die Lymphflüssigkeit (Lymphe) zwischen den Faszien abgeleitec. Diese Flüssigkeit transponiert sowohl Abbauprodukte aus unseren Zellen als auch wichtige Aufbaustoffe zu den Zellen. Jede Muskelbewegung unterstützt diesen Prozess. Will heissen, dass es bei Verspannungen im Körper zu einem Stau der Lymphe kommt. Dadurch können die Faszien verkleben. "Wichtig ist deshalb, dass man versucht, alles geschmeidig zu halten. Dies bedingt auch eine genügende Flüssigkeitszufuhr. Denn ohne Wasser geht nichts», erkläre Schmid weiter.
PSYCHE SPIELT AUCH EINE ROLLE
Eine innere Gelassenheit senkt unsere Körperspannung. Steht man unter Stress, kann sich auch die Grundspannung der Faszien erhöhen. Dies gilt auch umgekehrt. Ist die Spannung der Faszien hoch, fühlt man sich gestresst und ruhelos. Auf Dauer kann eine Negativspirale in Gang gesetzt werden. An deren Ende steht eine unbewegliche, grobmocorische Person. Die Gefahr für Zerrungen oder Verstauchungen ist dann schon bei normalen Bewegungen gross.
GANZHEITLICH TRAINIEEN
Wie anfänglich geschrieben, hängt im Körper alles - von Kopf bis Fuss - zusammen. Florian Schmid empfiehlt deshalb ganzheitliches Training mit Bewegungen, die den ganzen Körper beanspruchen (zum Beispiel Yoga) und nicht nur lokal einen bestimmten Muskel. «Trainiert man die Muskulatur, trainiert man gleichzeitig auch die Faszien», sagt Schmid. Weiter rät er: «Vor allem den grossen Rückenmuskeln und der darüber laufenden Lenden-Faszie muss im Training viel Beachtung geschenkt werden. Diese müssen über die ganze Länge bewegt, gedehnt und gekräftigt werden.» Letztendlich sei es vor allem wichtig, dass man sich überhaupt bewegt und auch bei Beschwerden nicht in Schonhaltung geht. Denn sonst wird es nur schlimmer.
Alexander Herzog
Wie werden Faszien trainiert?
Viele denken beim Begriff Faszientraining immer gleich an die Faszienrolle. Doch Faszientraining besteht nicht nur daraus. Die Übungen dazu sind eigentlich allen bekannt, nur ist den wenigsten Menschen bewusst, dass man damit auch die Faszien trainiert. Beispielsweise helfen auch elastisch federnde Bewegungen wie hüpfen, springen oder tanzen, die Faszien bei Laune zu halten. Durch solche Übungen wird die Vernetzung der Faszien aktiviert. Kombiniert mit langkettigem Dehnen (mehrere Muskeln miteinbeziehen) und dem regelmässigen Gebrauch einer Faszienrolle (steigert die Durchblutung der einzelnen Körperteile und stimuliert das Bindegewebe) hält man seine Fasziern in Schuss.
ACHTUNG
Bevor man sich eine Faszienrolle kauft und drauflosübt, empfiehlt Florian Schmid eine Instruktion bei einem Spezialisten (Physiotherapeuten
), denn falsch angewendet, können Strukturen, wie beispielsweise Venenklappen geschädigt.
Mit dem Fitness-Test der Suva findest du heraus, wie fit du bist. Teste mit fünf Übungen in ca. 5 bis 10 Minuten deine Rumpfmuskulatur, Gleichgewichtsfähigkeit, Beweglichkeit und Beinstabilität.
Um zum Test zu kommen den obigen Link (rot und unterstrichen) anklicken.
Weitere Links zu Übungen
In der letzten Ausgabe der Verbandszeitschrift GYMlive habe ich folgende sechs Übungen gefunden, welche Rückenschmerzen verhindern und zu einem stabilen Rumpf führen können.
Der Autor Florian Schmid empfiehlt ein tägliches oder mind. 3x wöchentliches Training mit 2-3 Durchgängen à jeweils 30-60 Sekunden, je nach Fitnesszustand.
Viele der hier vorgeschlagenen Übungen dürften euch bekannt vorkommen. Also umso leichter, sie immer wieder zu wiederholen.
PS: Wer den ganzen Artikel aus GYMlive als Fotokopie (eine A-4 Seite) haben möchte, melde sich bei mir.
Kniestand, Oberkörper in der Hüfte nach vorne beugen, ohne die Wirbelsäule zu beugen. Als Variante in gehaltener Position den Rumpf nach rechts und links drehen, um zusätzlich schräge Muskeln noch mehr zu belasten.
>> Kräftigung Gesäss- und untere/mittlere Rückenmuskulatur
Rücken gerade, Unterbauch leicht eingezogen. Der Körper ist parallel zum Boden. Mit den Schulterblättern nicht einsinken. Entweder so lange halten, wie man ohne Ausweichbewegung stabil bleiben kann, oder als Steigerung auch im Wechsel ein Bein leicht anheben.
>> Kräftigung vordere Rumpfmuskulatur, Schultergürtel